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Sicherheitsbestandvon Lukas Roth |
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Inhalt
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Vom Servicegrad zum Sicherheitsbestand |
Servicegrad |
Sicherheitsfaktor |
90,00% |
1,2816 |
95,00% |
1,6449 |
98,00% |
2,0537 |
99,00% |
2,3263 |
99,50% |
2,5758 |
99,99% |
3,7190 |
Tabelle 3: Servicegrad und Sicherheitsfaktor
Der Sicherheitsbestand errechnet sich dann aus:
(F18) Sicherheitsbestand = k x σD
Beträgt zum Beispiel die Standardabweichung σD = 50 Stück und es ist ein Servicegrad von 95% erwünscht ergibt sich aus Tabelle 3 ein Sicherheitsfaktor k von 1,6449. Somit lässt sich mittels 1,6449 x 50 ein Sicherheitsbestand von 83 Stück berechnen.
In Tabelle 3 ist deutlich zu erkennen, dass der Sicherheitsfaktor bei einer Erhöhung des Servicegrades nicht proportional sondern progressiv steigt. Dies bedeutet gleichzeitig, dass der Sicherheitsbestand bei höheren Servicegraden ebenfalls progressiv wächst. Die Disponenten müssen diesbezüglich zwischen dem Vorteil einer erhöhten Lagerlieferbereitschaft und dem damit verbundenen Nachteil hoher Lagerhaltungskosten durch gebundenes Kapital abwägen. Arnold [43] stellt dazu fest, dass der Sicherheitsbestand theoretisch so dimensioniert werden kann, dass die „Summe der Fehlmengenkosten und die Lagerhaltungskosten minimiert“ werden. „Aber wegen der Unsicherheit bei der kostenrechnerischen Ermittlung der Fehlmengenkosten und der Bewertung der sonstigen Nachteile aufgrund fehlender (momentaner) Lieferbereitschaft, wird in der Praxis das statische Servicegrad-Konzept bevorzugt.“ Das bedeutet, dass die Höhe des Servicegrades individuell vom Management, unter Berücksichtigung vieler Faktoren, individuell bestimmt werden muss. Diese Faktoren könnten zum Beispiel die Wiederbeschaffungszeit, die Fehlmengenkosten oder die Kundentreue sein. So ist sicherlich einleuchtend, dass der Sicherheitsbestand für lebensrettende Blutkonserven höher sein sollte, als bei „Joghurt mit rechtsdrehenden Milchkulturen - Geschmack Erdbeere“ [44] im Supermarkt.
Zu beachten ist, dass der Servicegrad in der bisherigen Betrachtung nichts über den betrachteten Zeitraum aussagt. Ein Servicegrad von 95% bedeutet also, dass wenn in einem Jahr 100 Lagerbestellungen aufgegeben werden 95 davon bedient werden können. Wenn jedoch nur einmal im Jahr ein Bedarf auftritt, dann sind 5 Fehlmengenereignisse in 100 Jahren zu erwarten.
Gibt das Management eine feste Anzahl maximaler Fehlmengenereignisse vor, dann kann der Sicherheitsbestand folgendermaßen berechnet werden:
Annahme:
• 360 Bestellungen pro Jahr
• Maximal 7 Fehlmengen pro Jahr
• σD = 37 Stück
Berechnung des Sicherheitsbestandes:
• Servicegrad ergibt sich aus ((360-7)/360) = 98%
• Sicherheitsfaktor laut Tabelle 3 bei 98% entspricht 2,0537
• Sicherheitsbestand ergibt sich aus k x σD = 2,0537 x 37 = 76 St.
Der Sicherheitsbestand ist somit abhängig von der Bestellhäufigkeit bzw. Bestellmenge. „Eine große Bestellmenge schützt […] allein schon mehr gegen Fehlmengen vor Ablauf der Beschaffungszeit als kleine. Daher braucht man für ein Material auch nur einen geringeren Sicherheitsbestand, wenn es in größeren Losen bezogen wird, weil das Auftreten eines Fehlmengenereignisses dann seltener ist.“ [45]